Am Dienstag holte mich schließlich Dennis mein Praktikumsleiter ab und nahm mich mit auf eine Sitzung mit dem Sponsor des Projekts und Ich lernte einige Leute kennen. Unter anderem Samantha die mich eingeladen hatte, im Juni einen mehrtätigen Bootstrip nach Bovensuriname zu den Buschnergerdörfern zu machen.
Am nächsten Tag fuhren Dennis, seine Frau Marcella und Denise, die ebenfalls im Projekt mitarbeiten nach Brownsweg, also in das Projektgebiet. Wir verbrachten dort zwei Nächte, ich lernte einige Kinder und Mütter kennen, sah mein zufünftiges Zuhause (für dortige Verhältnisse sehr luxerieus) und das Büro der Stiftung, lernte weitere Teammitglieder kennen, genoß nach einer Putzaktion des "Kroetoeosos" (einer Art Pavillion, wo die Aktivitäten für die Kinder stattfinden sollten) ein Barbeque und bekam von zwei Mädchen eine Führung durch zwei der Dörfer des Bezirks und somit durch eine komplett andere Welt. Davon habe ich keine Bilder... wobei ich bin im Moment allgemein, was Fotos machen angeht, zurückhaltend bin. Außerdem erfuhr ich, dass ich für die Entwicklung und Durchführung von Sportmöglichkeiten, für mehr als 120 Kinder verantwortlich sein würde und die Ergebnisse der Aktivitäten statistisch festhalten sollte, woraufhin mir der "Hintern" kurzzeittig doch auf Grundeis ging.
Mein erster Eindruck von den Kindern: absolut energisch, kräftig und nicht müde zu kriegen. Um Bewegungsmangel geht es hier auf jeden Fall nicht. Als zu schließlich getanzt wurde, war ich erstaunt wie hier schon zweijährige ihre Hüften kreisen lassen und sich rhythmisch bewegen können. Auch ich habe mich unter das Tanzvolk gemischt, was mit lautem gejubel und Applaus begrüßt wurde.
Auf meiner ersten kleinen Tour mit zwei Mädchen, durch die kleinen Dörfer, in denen die kleinen Holzhäuschen hauptsächlich durch teils bachähnliche Trampelpfade verbunden sind, gesellten sich immer mehr kleine neugierige Jungs zu uns. Schließlich rannte uns eine Truppe von 10 jolenden Buben hinterher, die stehts ihre männlichen Vorbilder versuchten zu imitieren und "Zugenschnalzgeräusche", als Ausdruck ihrer Interessiertheit von sich gaben. Ich grüßte die Dorfbewohner auf Saramaccaans ("Oe de no"), woraufhin meißt freundlich, interessiert und überrascht oder aber auch mal gar nicht oder sehr misstrauisch zurückgegrüßt wurde. Das Niederländisch war für mich gar nicht zu verstehen und ich war froh, dass das junge Mädchen Saijense mir alles übersetzte. Ich sah kleine verfallene, ärmliche aber doch gepflegt wirkende Holzhütten. Die Menschen scheinen auf Sauberkeit und Ordnung in ihrer Umgebung großen Wert zu legen. Dennoch gibt es immer wieder Stellen, an denen man auf Grund üblen Geruchs die Luft anhalten und über Müllhaufen steigen muss.
WIe auch auf den Fotos zu sehen ist, tragen die Frauen hier westliche Kleidung doch auch häufig die traditionellen Pangis um ihre Hüften. Auf meiner kleinen Führung sah ich Frauen, nur in Pangis gegkleidet und "oben ohne" , aber auch Frauen in westlicher Freizeitkleidung oder sogar eineDame in Bürokostüm.
An ihrem Häuschen angekommen, blieb ich mit dem Rest der Kindertruppe davor stehen und hörte sie reden, wahrscheinlich mit ihrem Vater. Sie kam wieder raus erzählte etwas von Eis und wir stapften zu einem der von Chinesen geführten Läden auf der Hauptstraße. Sie wollte mich auf ein Eis und etwas zu Trinken einladen, was ich zunächst versuchte abzulehnen. Von einem kleinen Kind und ihrer nicht wohlhabenden Familie eingeladen zu werden, war mir unangenehm. Da sie jedoch darauf bestand und etwas abzulehnen hier schnell als Beleidigung gesehen wird, nahm ich schließlich an. Ich bestand jedoch darauf sie und ihre Freundin ein anderes Mal auf ein Eis einladen zu dürfen. MIt einem blauen, Chemiewassereis und einer kleine Limonade, deren künstlicher und süßer Geschmack bei Weitem nicht an die mir bekannten Limos herannkommt, ging es dann wieder in Richtung ihres zu Hauses. Sie ging den restliche Stück alleine, um ihrem Vater das übrige Geld zurückzugeben. Ich ließ sie ihrem Vater einen Herzlichen Dank ausrichten. Ich war erstaunt über die Herzlichkeit und Großzügigkeit, gegenüber einer wohlhabenden Europäerin. Nachdem wir wieder zum Barbeque zurückgekehrt und dort eine Weile verbracht hatten, lief sie nach Hause und kam mit einem Foto von sich zurück, das sie mir schenkte. Das als eher schüchtern bekannte Mädchen blühte völlig auf und schien sich schon jetzt Sorgen zu machen, ob ich denn nach meinem Praktikum irgendwann wieder kommen würde. Sie stellte Fragen über Fragen.
Ich sprach mit einigen Müttern, die sehr freundlich und interessiert Fragen stellten. Im Allgemeinen waren die Menschen sichtlich überrascht, dass ich sechs Monate bleiben würde. Als schien, als sei es etwas Besonderes für sie, dass eine Fremde so lange Zeit bei Ihnen verbringen wolle.
Wie auf dem Fotos zu sehen ist, habe ich es sehr gut getroffen, was meine Wohnsituation angeht. Ich wohne hinter einer Tankstelle, wo zahlreiche Barracken stehen, die vorallem durch Goldsucher oder auch einigen Touristen bewohnt wird. Leider ist mein Häuschen das einzige, das als Wohnung und Toilette für zahlreiche Tauben genutzt wird, die morgens um punkt sieben rambazamba machen und die kleine Terasse sammt Stühle komplett vollscheißen. In einem Häuschen nebendran gibt es Klo und Dusche. .. so zu sagen ein kleiner Campingplatz. Die soziale Kontrolle sei dort oben recht groß, so dass ich keine Angst vor einem Einbruch haben müsste. Internet werde ich dort oben wohl nicht haben. Da alle Teammitglieder am WOchenende in der Stadt sind, werde ich sehen wo ich diese Zeit verbringen werde. Oganisierte Touren an verschiedene Plätze des Landes sind unglaublich teuer. Doch es wird sich sich immer wieder etwas ergeben, so dass ich ein wenig rumkomme ohne viel Geld an Touristenguides blechen zu müssen. Morgens um sieben fährt täglich ein Bus, innerhalb von 1 1/2 stunden nach Paramaribo und um 13 uhr wieder nach oben.
Nun bin ich also wieder in der Stadt in meinem Hostel und war heute in einer Markthalle, das einem ein vielfältiges Angebot und viel Trubel bietet. Vll schaue ich nun ob ich nicht doch junge Leute finden kann, mit denen ich hier heute abend mal um die Häuser ziehen kann. Wie gesagt, alleine traue ich mich im Dunkeln nicht raus. Mir wurde zu oft davon abgeraten...